Seminare

Zeiten der Verfinsterung sind keine hellen und von Offenheit getragenen Zeiten und schaut man sich die Weltsituation an, lassen sich strahlende und fortschrittliche Verhältnisse nur noch im Verborgenen erkennen.Es sind dunkle Schattenwolken aufgezogen, die Rückschlüsse auf die Verdunklung im Wesenslicht des Bewusstseins zulassen.

Der lichtbringende Fortschritt gleicht dem linear-progressiven Aufstieg der Sonne zum Zenit, ist also offiziell und für alle deutlich sichtbar. Die Verfinsterung des Lichts dagegen zeigt eine Reduktion des Hellen, vergleichbar mit dem Licht des Nachthimmels. Übersetzt man es auf menschliche Verhältnisse, dann nimmt das Kleingeistige das Zepter in die Hand, was überdeutlich den Umschwung von erfolgsverwöhnten Glanzzeiten zu Zeiten der Reduzierung bedeutet. Demokratische Freiheit oder bevormundende Zensur, wobei allerdings erst die Zensur das Maß möglicher Freiheit offenbart.

Der geistige Horizont muss neu abgesteckt werden und dies gelingt am besten in der Klausur – der Dunkelwaltung der Zeit, die uns nötigt, das Mäntelchen des weichen Wollens umzuhängen. Das Thema der Verfinsterung ist das Übergriffige, das geistig reduzierte in Politik und gesellschaftlicher Entwicklung, wobei aber genau diese Reduktion die Chance für das Licht geistvoller Fortschritte nährt. Eine Kerze wird nicht in den Sturm, sondern bedeckt gehalten, damit sie nicht erlischt. Der Wissende drängt sich nicht nach vorne, da er dem Finsteren gefährlich werden kann. Die Knospe einer Rose entfaltet sich ganz ohne Rebellion zur Blüte in Zeit. Das Helle wird aus dem Dunklen geboren, das Dunkle ist die Leinwand des Lichts.

Aus deren Verknüpfungen entstanden die tabellarischen Werte, die in Verbindung mit den persönlichen Geburtsinformationen, eine präzise Berechnung erlauben. Was dabei herauskommt, sind die sogenannten Lebenshexagramme der aufsteigenden und absteigenden Lebenshälfte, aus denen wiederum unterschiedliche Bezüge zu Stunden, Tage, Monate und Jahre des gesamten Lebens hergestellt werden können. Eine geniale Methodik der Fixierung persönlicher Lebensdaten, die insgesamt auf das große Wissen des Yi Jing zurückgreift. Neben dem Erlernen der Berechnungsmethodik und dem Berechnen der persönlichen Geburtshexagramme und der Jahreszyklen, steht natürlich die Auswertung der Ergebnisse im Mittelpunkt. Nicht nur für das eigenen Leben, sondern auch ganz besonders für die berufliche Praxis und die Beratung eine großartige Bereicherung.

Dies ist angesichts des Weges von der feinstofflichen Wurzel durch das Gefäß des Ich bis zum Ziel der Seelenfrucht nicht einfach. Deshalb muss es ab und an außer Dienst gesetzt werden, weil es die Reinigung durch Abstieg in die Tiefe braucht, denn wenn die Rückbindung nach dorthin gestört ist, dann leidet sowohl das Dazwischen als auch die Frucht ganz oben.
Das Thema lautet also: Vordringen zum inneren Quell der Ernährung durch Hinabsteigen zum Gefühlsgrund. Sich wieder rückverbinden mit dem geistigen Ursprung und damit der Sinnhaftigkeit allen Geschehens. Die grundverborgenen Potenziale nach oben bergen und für den seelischen Haushalt nutzbar machen, also: „Selbsterfüllung durch Schöpfen vom geistigen Nährgrund.“

Das Bild, das in der Auflösung gezeigt wird, besteht aus gefrorenem Wasser, das durch den lauen Frühlingswind zum Schmelzen gebracht und dadurch in seinen eigentlichen Urzustand zurückgeführt wird. „Solve et coagula“ oder übersetzt: „Schmelzen und Neuverbinden.“ Das Gefühl der Trennung überwinden, also nicht einseitig ichbezogen betrachten, sondern ganzseitig im Sinne umfassender Erkenntnisgewinnung, was dem Kampf unnötiger Standpunkt-Behauptungen ein sicheres Ende bereitet. Was hier heilt, ist die richtige Schwingung und insofern könnte man das Zeichen als das „scharfe, aber sanfte Messer homöopathischer Arzneien“ bezeichnen. „Das Gift an der Wurzel ist das Gefühl des Getrenntseins vom einigenden Sinn, was der Versöhnung mit sich selbst, dem Leben und dem Gegenüber im Wege steht.“

Nicht mehr das Oberflächliche, aber bislang benötigte Ich-Gesicht herrscht über die Bühne der Welt, sondern die wirkende Wesensnatur des Selbst wird transparent. Der Seele sind Flügel gewachsen, das eine zeigt sein anderes Gesicht und aus dem Gemeinen, mühsam mit dem Leben ringenden, wird ein gereiftes Individuum, das die Welt und das Gegenüber aus anderer Perspektive betrachtet.

Wie durch eine unsichtbare Pinselhand geführt, vollzieht sich die Wandlung und was bislang war, erscheint nun in einem anderen, neuen Kleid. Die Häutung der Schlange und die Transformation der Raupe zum fliegenden Schmetterling sind informativer Fakt der Essenz und Ausdruck des „Goldenen Elixiers der Verwirklichung“. Die Zeit ist reif für eine Revolution, in der Seinsweisen möglich sind, die zuvor noch undenkbar waren.

Das Informelle wird mit dem Formellen, das Abgetrennte mit dem Ungetrennten vereinigt. Der Tiegel darf als das Gefäß der spirituellen Kraft verstanden werden, die erneuert, verjüngt und zur höchsten Einsicht führt. Er ist aber nicht nur das Gefäß zur Aufbewahrung und Zubereitung der Festtagsspeisen, sondern auch das Werkzeug für die Nahrungsopfer, die man der Gottheit brachte.
Diese Opfer galten als Zeichen der Verehrung und dienten dem Ziel, seinen lichtvollen Segen zu erhalten, d. h. mit seinem Willen eins zu werden. Indem man die höchsten irdischen Werte der Gottheit opferte, gelangte man selbst in das Schwingungsfeld der himmlischen Kraft. Während der Brunnen das Bergen und Nutzbarmachen der Inhalte für den durstigen Ich-Haushalt zum Thema hat, also die nährende Pflege des Lebensmechanismus mit seinen Bewusstseinselementen, steht der Tiegel für den Überstieg in die höheren Bereiche des Seins und damit die finale Individuation.

Ein Vulkanausbruch kann als Vergleich herangezogen werden, denn mit dem gleißend hellen Feuer der ausgespuckten Lava bilden sich auch Aschewolken, die den Himmel verdunkeln. Das Fruchtbare wird vom Erschreckenden zunächst überdeckt, und erst wenn sich die Schattenwolken lichten, zeigt sich der tragende Sinn. Was ist Lava anderes als geschmolzenes Gestein der Tiefe, das sich in einer Blase sammelt bis zum Überdruck. „Das Schmelzen der Schlacken der Anhaftung“, so wird es im Buddhismus bezeichnet und genau das geschieht im Praktizieren der Meditation des Lichtkreislaufs.  Entgiftende Aussöhnung ist das Resultat, was zeitgleich all das Schattenhafte freisetzt, das die klare Erkenntnis verdunkelt hat.

Die Folge der ausgelösten Bewegungen ist eine präzise definierte Neupositionierung im Achterkreis des späten Himmels. Diese steht für das verdichtete, organische und symptomatische Ergebnis und damit für Wandlung.

Die Interaktion zwischen diesen beiden „Welten“ bringt dann zwei Sechserkreise hervor, welche die Verteilung einer energetischen und strukturellen Information im lebendigen System der sechs paarigen Organ/Leitbahnprinzipien beschreiben. Die Funktion des lebendigen Organismus selbst, findet sich am Ende dann im Pentakoordinatensystem der Fünf Wandlungsphasen in ihrer Plus/Minus-Ausprägung, bezeichnet als die zehn Himmelsstämme.

Die Darlegung über die acht Trigramme, daraus folgend einer Anzahl von Hexagrammen und die Verdeutlichung der Fließrichtung von Kraft über die Organe, die am Ende dann zum Kreis der Fünf Wandlungsphasen führt, ist genial. Es lassen sich damit die ursächlichen Impulse, die zu einer symptomatischen Manifestation auf körperlicher Ebene führen, nachvollziehen. Zugleich eine eindeutige Darlegung der Anbindung der acht Trigramme an die Organe entsprechend dem sechspaarigen Schichtenmodell des Shanghan Lun.

Was in diesem Kurs deutlich wird, ist die innere Stimmigkeit des Yi Jing in Bezug auf alles, was Leben in Bewegung und Wandel bedeutet. Für alle in heilenden, helfenden und energetisch arbeitenden Berufen, aber auch ganz allgemein zur Einsicht in das Flussdiagramm der Energie im lebendigen Organismus, eine absolute “Offenbarung”.